Donnerstag, 30.05.2013 - 17:15 Uhr

Maßgeschneiderte Ballaststoffe aus der Pflanzenzellwand zur Prävention von Lifestyle-Krankheiten

FHA Vortragsreihe Sommer 2013

Vortrag von Prof. Dr. rer. nat. Mirko Bunzel, Karlsruher Institut für Technologie, Abteilung Lebensmittelchemie und Phytochemie, Karlsruhe

Veranstaltungsort



Hörsaal ESA1 West (Raum 221)
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg

Abstract

Ballaststoffe sind den Verbrauchern seit Jahrzehnten ein Begriff und werden im Allgemeinen mit ernährungsphysiologisch positiven Eigenschaften in Verbindung gebracht.  Häufig diskutierte Vorteile einer ballaststoffreichen Ernährung sind die Senkung des Blutcholesterinspiegels, einhergehend mit einem verringerten Risiko an Herz-Kreislauferkrankungen zu erkranken, die Regulierung des Blutzuckerspiegels, welche das Risiko an Diabetes zu erkranken herabsetzt, sowie eine mögliche Krebsprävention, insbesondere die Prävention von Krebserkrankungen des Verdauungstraktes.

Obwohl viele der genannten ernährungsphysiologisch positive Eigenschaften für Ballaststoffe in der Literatur ausführlich diskutiert werden, können diese Effekte in epidemiologischen Studien aber auch in Tierexperimenten nicht verlässlich nachgewiesen werden. Dies mag zumindest teilweise darin begründet sein, dass die Definition von Ballaststoffen eine große Anzahl chemisch unterschiedlichster Verbindungen umfasst, von denen kaum anzunehmen ist, dass alle die gleichen ernährungsphysiologischen Eigenschaften aufweisen. Daneben ist von Bedeutung, dass isolierte Ballaststoffkomponenten andere Eigenschaften aufweisen sollten als die entsprechenden Komponenten in der intakten Zellwand. Ebenso ist bekannt, dass eher makroskopische Eigenschaften der Ballaststoffe wie Korngröße die physiologischen Eigenschaften entscheidend prägen können.

Um mögliche gesundheitsfördernde Effekte von Ballaststoffen vernünftig beurteilen zu können, müssen chemisch gut charakterisierte Ballaststoffquellen in in-vivo Studien eingesetzt werden. Nur dann sind Rückschlüsse auf Struktur-Wirkungsbeziehungen möglich. Ebenso können dann durch gezielte Modifikationen der Strukturen der Ballaststoffpolymere deren ernährungsphysiologischen Eigenschaften verändert werden. Das Ziel einer zeitgemäßen Ballaststoffforschung muss es dementsprechend sein, ein Verständnis für die molekularen Grundlagen zu entwickeln, auf welchen die möglicherweise protektiven Wirkungen einer ballaststoffreichen Ernährung beruhen. 

Mirko Bunzel hat in Münster Lebensmittelchemie studiert. Nach seiner Promotion und Habilitation an der Universität Hamburg war er von 2007 bis 2009 Associate Professor am Lehrstuhl für Getreidechemie und –technologie der University of Minnesota (Department of Food Science and Nutrition). Seit 2012 ist er Professor für Lebensmittelchemie am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) (Institut für Angewandte Biowissenschaften, Abteilung für Lebensmittelchemie und Phytochemie). Prof. Bunzel hat mehrere Auszeichungen erhalten, wie z. B. 2006 den Kurt-Täufel-Preis des Jungen Wissenschaftlers der Lebensmittelchemischen Gesellschaft (Gesellschaft Deutscher Chemiker), 2009 den Young Scientist Research Award der American Association of Cereal Chemists International und 2010 den Outstanding Professor Award des College of Food, Agricultural and Natural Resource Sciences Student Board.