Donnerstag, 01.11.2012 - 17:15 Uhr

Einfuhrkontrollen pflanzlicher Lebensmittel am Flughafen Frankfurt/Main

Vortrag von Dr. rer. nat. Doris Gerlach

Vortragsreihe Winter 2012/2013

Veranstaltungsort



Hörsaal ESA1 West (Raum 221)
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg

Abstract

Seit dem Inkrafttreten der Verordnung (EG) Nr. 882/2004 sollen nach Artikel 15 auch pflanzliche Lebensmittel bei der Einfuhr in die Europäische Union systematisch kontrolliert werden. Im April 2007 wurde daraufhin durch die Hessische Lebensmittelüberwachung am Frankfurter Flughafen unter dem Projektnamen „Flaschenhalskontrolle“ mit der systematischen Kontrolle der aus Drittländern in die EU eingeführten pflanzlichen Lebensmittel begonnen. Es werden amtliche Proben gemäß den einschlägigen, EU-weit harmonisierten Probenahmevorschriften genommen und in unseren Fachlabors untersucht. Der Schwerpunkt der Analysen liegt auf der Untersuchung auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln (PSM). Es wird aber auch auf Mykotoxine, Schwermetalle, gentechnisch veränderte Organismen, Radionuklide, Sudanfarbstoffe, Nitrat und mikrobiologische Verunreinigungen untersucht.

Die Tierärztliche Grenzkontrollstelle Hessen (TGSH) am Frankfurter Flughafen wurde mit der landesweiten Bündelung der hessischen Untersuchungseinrichtungen im Jahre 2005 in den Landesbetrieb Hessisches Landeslabor (LHL) integriert und ist heute eine der fünf Fach-abteilungen des LHL. Die Vernetzung der Kontrolle der am Frankfurter Flughafen einge-führten pflanzlichen und tierischen Lebensmittel mit der gesamten personellen und analytischen Kapazität des Hessischen Landeslabors ist ein völlig neuer Ansatz in der amtlichen Lebensmittelüberwachung. Dies ist nicht nur deutschland-, sondern auch europaweit einmalig.

In 2011 wurden über den Flughafen Frankfurt in 14151 Sendungen über 15200 Tonnen an Frischobst und –gemüse aus 64 Herkunftsländern eingeführt. Hierbei handelte es sich überwiegend um qualitativ hochwertige Ware aus Asien, Mittel- und Südamerika sowie Afrika mit einem hohen Anteil exotischer Sorten („Flugware“). Damit wird neben dem deutschen auch der gesamte EU-Binnenmarkt versorgt. Die Hauptherkunftsländer sind Thailand, Dominikanische Republik, Ägypten, Brasilien, Indien und Kenia; die zahlenmäßig am stärksten eingeführten Warenarten sind Mangos, Papayas, Bohnen, Auberginen und Ana¬nas. Unter den 14151 Sendungen waren in 2011 auch 3722 Sendungen vorführpflichtiger pflanzlicher Warenarten aus den Herkunftsländern Thailand, Dominikanische Republik, Indien und Ägypten, die auf GDE (Gemeinsamen Dokument für die Einfuhr) abgefertigt und für die Untersuchung auf Pestizidrückstände, Aflatoxine und Salmonellenbelastung in von der EU vorgegebenen Probenahmefrequenzen beprobt wurden.

Die Bilanz nach mehr als vier Jahren Flaschenhalskontrolle mit inzwischen über 3000 untersuchten Proben zeigt, dass die Kontrollen mehr als gerechtfertigt sind: Denn bei durchschnittlich 20 % der Proben wird eine Überschreitung der PSM-Höchstmengen festgestellt, und dies häufig in beachtlichen Ausmaßen. Zum Vergleich: Bei Obst und Gemüse aus Deutschland liegt dieser Wert lediglich bei 2,7 %, bei EU-Ware bei 5 %.

Ein Inspektionsbesuch des EU Food and Veterinary Office (FVO) Ende Oktober 2008 bescheinigte der Grenzkontrollstelle, dass die Proben entsprechend den Probenahmevor-schriften entnommen werden und dass in Frankfurt eine „… gut organisierte und risikoorientierte Kontrolle der in die EU eingeführten Waren pflanzlichen Ursprungs……“ durchgeführt wird. Eine Beurteilung, auf die wir alle stolz sind und die uns dem Ziel eines effektiven  und effizienten vorbeugenden Verbraucherschutzes, der an den Außengrenzen Europas beginnt, ein gutes Stück näher bringt.

Frau Dr. Doris Gerlach, geb. 5.1.1962 in Werneck: 1981-1985     Studium der Lebensmittelchemie in Würzburg,
1986-1988 Promotion bei Prof. Dr. Peter Schreier, Würzburg (Thema: Enantioselektive lipasekatalysierte Hydrolysen im wasserfreien Medium), 1990 Staatsexamen am Untersuchungsamt in Erlangen, Nov. 1990 Eintritt in die amtliche Lebensmittelüberwachung des Landes Hessen am Untersuchungsamt Wiesbaden, dort bis 2007 Laborleiterin und Sachverständige in den Bereichen Obst und Gemüse, Gewürze, Würzsaucen, Süßwaren, Honig, Kakaoerzeugnisse, Spielwaren, Mineralwasser und Erfrischungsgetränke, 2006 Mitglied der Task Force „Lebensmittelsicherheit“ am Regierungspräsidium Darmstadt (6 Monate, abgeordnet), 2007 Wechsel an die Grenzkontrollstelle am Frankfurter Flughafen als Zuständige für die neu geschaffenen Einfuhrkontrollen pflanzlicher Lebensmittel aus Drittländern, 2011 Ernennung zur Beauftragten des Bundesrates für das Kommissionsgremium „Arbeitsgruppe zur VO (EG) Nr. 669/2009 im Bereich der Lebensmittelüberwachung“.

Landesbetrieb Hessisches Landeslabor
Abt. V.2 Border Inspection Post Frankfurt-Airport
Flughafen Frankfurt, Perishable Center, Building 454
60549 Frankfurt am Main                    

doris.gerlach@lhl.hessen.de