Donnerstag, 10.01.2013 - 17:15 Uhr

Geruchsforschung an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen

Vortrag von Dr. rer. nat. habil. Andrea Büttner

Vortragsreihe Winter 2012/2013

Veranstaltungsort



Hörsaal ESA1 West (Raum 221)
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg

Abstract

Moderne Geruchsstoff-Analytik reicht weit über die molekulare Charakterisierung von Geruchsstoffen hinaus. Basierend auf der Kenntnis der Geruchsstoff-Strukturen, die mittels variantenreichen Analyseverfahren zugänglich sind, müssen heute viel umfassendere und vielfältigere Expertisen und Methoden gebündelt werden, um Fragen der Geruchsbewertung, -optimierung oder –vermeidung in den verschiedensten Lebenssituationen zufriedenstellend adressieren zu können.

Hinsichtlich der Bedeutung von Geruchs-Substanzen zeigt eine Vielzahl von Studien, dass Menschen Gerüche sehr unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren können, was auf eine Vielzahl von Einflussgrößen (physiologische, psychologische, kulturelle, etc.) zurückzuführen ist. Nicht nur die individuelle Physiologie, z.B. die Rezeptorausstattung jedes Einzelnen verschieden sein kann, sondern u.a. auch seine Verhaltensweisen, wie z.B. verschiedenen Kau- bzw. Verzehrsmustern, oder Atem- und Riechtechniken; diese Verhaltensänderungen wirken sich wiederum unmittelbar auf das Geruchsempfinden aus. Entsprechend wird in der modernen Geruchsforschung das individuelle Verhalten und der unmittelbare physiologische und psychologische Response von Menschen auf bestimmte Gerüche oder Substanzen umfassend analysiert und bewertet, wobei Methoden der Verhaltensbiologie oder auch medizinisch-analytische Tools zum Biofeedback (Atmung, Puls, Hautleitfähigkeit oder Neuro-Imaging Techniken) einbezogen werden. Die Entwicklung einer gemeinsamen sprachlichen Basis ist ebenfalls wesentlicher Bestandteil in Hinblick auf die zielgerichtete Kommunikation von Geruch. Somit ist letztendliches Ziel einer modernen Geruchsforschung nicht nur die analytische Charakterisierung von Geruchsstoffen in isolierten Matrizes, sondern auch die umfassende Untersuchung und Bewertung der Situations-bedingten Geruchsumwelt eines jeden Einzelnen, sei dies in Form der Aromen und Gerüche von Lebensmitteln oder anderen alltäglichen Umweltgerüchen.

Frau Prof. Dr. Andrea Büttner hat nach ihrem Studium der Chemie und Lebensmittelchemie ihre Promotion an der technischen Universität München angefertigt. 2006 hat sie sich an der Technischen Universität München mit dem Thema „Aroma release and perception during consumption of food” habilitiert. Seit 2007 leitet Frau Prof. Dr. Büttner die Leitung der Arbeitsgruppe „Analytische Sensorik“ am Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung in Freising und die Arbeitsgruppe "Physiologische und psychologische Effekte von Geruchsstoffen auf Menschen" (BMBF), Universität Erlangen-Nürnberg, wo sie seit 2012 auch eine W2-Professur für Aromaforschung inne hat. Frau Prof. Dr. Büttner hat mehrere Preise gewonnen: 1999 den Weurman Flavour Research Award "Best Poster" mit dem Thema     "Quantification of odour-active thiols in fresh, hand-squeezed grapefruit juices (Citrus paradisi MacFayden) by stable isotope dilution assays", 2004 den Firmenich Flavor and Fragrance Science Award, 2010 den Kurt-Täufel-Preis des Jungen Wissenschaftlers der Lebensmittelchemische Gesellschaft, Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) und 2011 den Young Investigator Award der Food and Agricultural Division, American Chemical Society (ACS).