Donnerstag, 12.01.2012 - 10:00 Uhr

Epidemiologische Erkenntnisse im EHEC O104:H4-Ausbruch in Deutschland 2011

Vortragsreihe: Krisen und Konflikte - Von EHEC bis E10

Vortrag von Dr. med. vet. Hendrik Wilking

Von Mai bis Juli 2011 ereignete sich in Deutschland der bisher größte Ausbruch von Infektionen durch enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC; Serotyp O104:H4). Insgesamt wurden im Ausbruchsgeschehen 855 Erkrankungen mit hämolytisch-urämischem Syndrom (HUS) und 2.987 Fälle von akuter EHEC-Gastroenteritis übermittelt. Unter den an HUS Erkrankten verstarben 35 Personen (4,1%), unter den an EHEC-Gastroenteritis Erkrankten 18 Personen (0,6%) (Datenstand 16.08.2011). Die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen waren vom Ausbruchsgeschehen besonders stark betroffen. Frühe epidemiologische Fall-Kontroll-Studien des Robert Koch-Instituts (RKI) wiesen auf einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Gurken, Tomaten und Blattsalat und dem Auftreten einer Erkrankung hin. Eine vom RKI durchgeführte rezeptbasierte Kohortenstudie und eine spätere Fall-Kontroll-Studie zeigten einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Sprossen und dem Auftreten von EHEC-Infektionen.

Im weiteren Verlauf der Ausbruchsuntersuchung wurde über Produktverfolgungsanalysen der Lebensmittelüberwachungsbehörden bzw. der Task Force EHEC eine bestimmte Charge von Bockshorn-kleesamen, die 2009 in die Europäische Union importiert und über Zwischenhändler an einen Sprossen erzeugenden Betrieb in Deutschland geliefert worden war, als wahrscheinliche Infektionsquelle identifiziert.

Die intensive Zusammenarbeit zwischen den Gesundheits- und Lebens-mittelüberwachungsbehörden auf lokaler, Landes-, Bundes- und euro-päischer Ebene war für die Aufklärung des EHEC/HUS-Ausbruchs unerlässlich.

Herr Dr. Wilking war von 2007 – 2009 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Epidemiologie des Friedrich-Loeffler-Instituts am Standort Wusterhausen. Seit Sept. 2009 ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet gastrointestinale Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen in der Abteilung für Infektionsepidemiologie des Robert Koch-Instituts in Berlin.

Email: wilkingH@rki.de