Donnerstag, 26.04.2012 - 16:15 Uhr
Gutes gegen böses Fett: Möglicher Therapieansatz bei erhöhten Blutfetten und Übergewicht
Vortragsreihe Sommer 2012
Vortrag von Prof. Dr. rer. nat. Jörg Heeren
Vortragsaufzeichnung produziert durch das eLearning-Büro MIN der Universität Hamburg
Für iPhone und iPad:
>> Hier können Sie das Video auf der Website von Lecture2go ansehen.
Veranstaltungsort
Hörsaal ESA1 West (Raum 221)
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg
Abstract
Übergewicht und erhöhte Blutfette gehören zu den Risikofaktoren Nummer 1 für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen, die häufig zu Schlaganfällen und Herzinfarkten führen. Rund 70 % der erwachsenen Bevölkerung in Europa und Nordamerika sind neusten Studien zufolge übergewichtig. Weltweit wird daher nach Lösungen geforscht, diesen Menschen das Abnehmen zu erleichtern. Den ersten entscheidenden Schritt in diese Richtung bildete die Entdeckung, dass nicht nur Neugeborene, sondern auch Erwachsene braunes Fettgewebe besitzen. Seine Besonderheit: Im Gegensatz zum so genannten "weißen Fettgewebe" speichert es nicht überschüssige Kalorien, sondern verbrennt die Energie. Durch den Einsatz modernster Methoden der Nanotechnologie und Magnetresonanztomographie gelang es, den Prozess der Fettverarbeitung im Blut und die anschließende Aufnahme der Fette in das braune Fett zu verfolgen. So konnte der molekulare Mechanismus entschlüsselt werden, wie braunes Fettgewebe durch die Konfrontation mit Kälte ein ganzes Stoffwechselprogramm in Gang setzt. Dieses sorgte dafür, dass überschüssige Fette binnen Stunden aus dem Blut und dem weißen Fettgewebe gezogen und effizient im braunen Fett abgebaut wurden. Quasi über Nacht konnten auf diese Weise stark erhöhte Blutfette gesenkt werden. Erstaunlicherweise sei dabei auch Insulinresistenz - ein Phänomen, das Typ-2-Diabetes vorausgeht - aufgehoben worden. Die Effizienz dieser Verbrennung gibt Anlass zu der Annahme, dass sich das braune Fettgewebe künftig im täglichen Kampf gegen Übergewicht und erhöhte Blutfette einsetzen lässt. Es ist zu erwarten, dass die Aktivierung des braunen Fettes durch Kälte oder pharmakologische Ansätze auch bei Menschen eine einfache Möglichkeit darstellen könnte, die Verarbeitung von Fetten und Zucker zu beschleunigen. Überschüssige Kalorien würden auf diese Weise erst gar nicht abgelagert und schon bestehende Fettpolster abgebaut.
Prof. Dr. Jörg Heeren ist studierter Biochemiker und Molekularbiologe und ist stellvertretender Direktor des Institutes für Biochemie und Molekulare Zellbiologie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf. Sein Forschungsschwerpunkt liegt u.a. auf Störungen des zellulären und intravaskulären Lipidstoffwechsels, die zu degenerativen Funktions-störungen wie z.B. Typ-2 Diabetes und Alzheimer führen.
Email: heeren@uke.uni-hamburg.de