Donnerstag, 24.05.2012 - 16:15 Uhr
Vitamin-D-Mangel in Deutschland - Gesundheitliches Risiko oder Panikmache?
Vortrag von Priv.-Doz. Dr. med. Florian Barvencik
Vortragsreihe Sommer 2012
Veranstaltungsort
Hörsaal ESA1 West (Raum 221)
Universität Hamburg
Edmund-Siemers-Allee 1
20146 Hamburg
Abstract
Vitamin D hat ein breites Einflussspektrum im menschlichen Körper und ein Vitamin-D-Mangel wird mit einer Vielzahl skelettaler und extra-skelettaler Krankheiten in Verbindung gebracht. Eine Vitamin D-Unter-versorgung kann zum Beispiel zu einer Rachitis bei Kleinkindern sowie zu einer Verschlechterung der Knochenqualität bei Erwachsenen führen. Studien zeigen, dass der Einfluss von Vitamin D auf die Zellen und Organe des menschlichen Körpers viel breiter ist, als es den meisten Menschen bewusst ist. Etwa 3-5% des menschlichen Genoms werden direkt oder indirekt durch das Vitamin-D-Hormonsystem beeinflusst. Der Vitamin-D-Mangel steht in Verdacht mögliche Auswirkungen auf viele Faktoren zu haben: Erhöhung des allgemeine Sterberisikos, des Krebsrisikos, des Diabetesrisikos, des Risikos für Muskel- und Skeletterkrankungen, Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungs-fähigkeit, Erhöhung des Risikos an Bluthochdruck, kardio-vaskulären Erkrankungen sowie Autoimmunerkrankungen zu leiden.
Man sollte meinen, dass aufgrund der oben genannten Risiken die Vitamin-D-Versorgung in einem westlichen Industrieland ausreichend Beachtung findet. Doch leider ist das Gegenteil der Fall. Das Robert Koch-Institut hat z.B. gezeigt, dass sowohl Kinder (87% der Kinder sind unterversorgt) als auch Erwachsene durch Nahrung nicht genügend Vitamin D aufnehmen. Dies führt dazu, dass 57% der Männer und 58% der Frauen an einem ausgeprägtem Vitamin-D-Mangel leiden, von dem im Alter über 65 Jahre mehr als 75% betroffen sind. Diese Zahlen verdeutlichen die Notwendigkeit und Wichtigkeit einer effizienten und ausreichenden Vitamin-D-Versorgung, die darüber hinaus neben der individuellen Krankheitsprävention auch eine ökonomische Bedeutung für den Gesundheitsstatus der Deutschen Bevölkerung hat. Für die angemessene Einordnung der Vitamin-D-Mangel-Problematik in Deutschland, ist eine umfassende Abwägung der aktuellsten Erkenntnisse notwendig, um Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen.
Florian Barvencik ist leitender Oberarzt am Institut für Osteologie und Biomechanik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Seine Forschungsschwerpunkte sind altersabhängige Veränderungen der ossären Mikroarchitektur, Vitamin-D-Stoffwechsel, Nahrungsmittelanreicherung, seltene Knochenstoffwechselerkrankungen, muskuloskelettale Erkrankungen, Knochen-stoffwechsel, Knochenödeme, Stressfrakturen, Hypophosphatasie, muskulo-skelettale Belastungsreaktionen und Osteopetrose.
Email: fbarvencik@uke.uni-hamburg.de